THIS PAGE IS NOT MY CREATION. I COPIED IT FROM http://www.orf.at/orfon/kultur/991116-2440/2443txt_story.html, BUT THAT WEB SITE HAS VANISHED. I REPRODUCE HERE ONLY AS REFERENCE. IF YOU OWN THIS PAGE, PLEASE CONTACT ME SO THAT I CAN SET THINGS RIGHT. MANY THANKS!


“Film ist Comics”, verkündet das Filmarchiv Austria programmatisch und bringt damit ein vielschichtiges Beziehungsgeflecht auf den Punkt. So wie sich der gezeichnete Bilderwitz aus Einzelzeichnungen entwickelt hat, entstand zur gleichen Zeit aus der Technik der Fotografie deren Aneinanderreihung.

Bemerkenswert an der “Wahlverwandtschaft”, wie Organisator Günter Krenn die Beziehung der beiden Medien zueinander charakterisiert, ist, dass am Beginn der gemeinsamen Reise Comics das avancierte Medium waren, aber heute eindeutig der Film die Nase vorne hat.

Beispiel Lumière

Die ersten Filme der kinematografischen Pioniere waren reine Dokus, die anfangs ihre Wirkung zwar nicht verfehlten, doch schon bald stieg die Nachfrage nach erzählten Geschichten. Bei der begrenzten Menge des zur Verfügung stehenden Materials bot es sich förmlich an, auf die gerade entstandenen Bildergeschichten der Cartoonisten zurückzugreifen. Sie lieferten Handlung und Storyboard in einem.

Apropos Storyboard

Populär gemacht haben die gezeichneten Einstellungsvorlagen die Herren Spielberg und Lucas. Verwendung finden diese Arbeitsbehelfe allerdings schon mindestens seit Alfred Hitchcock. “Film ist Comics#148; zeigt übrigens Tinto Brass’ “Ich bin wie ich bin” (1967) mit Jean-Luis Trintignant und Ewa Aulin, für das der Comics-Zeichner Guido Crepax das Storyboard entwickelte.

Tafeln aus dem von Guido Crepax entworfenen Storyboard zu
Tafeln aus dem von Guido Crepax entworfenen Storyboard zu “Ich bin wie ich bin.”

Zahlreiche Wechselwirkungen

Die simplen “Einstellungen” der ersten gezeichneten Bildergeschichten finden ihre Entsprechung auch auf Celluloid. Umgekehrt finden sich auch rasantere Beeinflussungen beider Medien. Die Möglichkeiten der Realitätsbeugung, die im Zeichenuniversum möglich sind, haben immer wieder Filmer angeregt - ganz augenfällig in den expressionistischen Arbeiten, etwa Wienes “Caligari” (1919).

Auf der anderen Seite fanden Schnitt-Techniken und Detailvergrößerungen, die für den Film entwickelt wurden, ihren Weg zurück in die Comics und beschleunigten auch in diesem Medium den Erzählfluss und die Raffinesse der Darstellung.

Historischer Backlash

Was die gezeichneten Geschichten gerade in der Anfangsphase des Kinos so interessant erscheinen ließ, waren gerade die Spezialeffekte, die das relativ statische Kino der Anfangsjahre nicht aus sich heraus leisten konnte. Heute hat sich dieses Verhältnis nahezu umgedreht. Zeichentrickfilme, wie etwa der gerade in Österreich laufende “Tarzan” in der Disney-Fassung entstehen genauso am Computer wie herkömmliche Spielfilme. Und sie bedienen sich der gleichen Formensprache, mit Kamerafahrten und dem ganzen Methodeninventar des konventionellen Großkinos.

Die Innovation geht derzeit also eindeutig vom digitalisierten Spielfilm aus und kommt mit Kunstfiguren wie Spielbergs Dinosauriern oder Marlene-Dietrich-Avataren dem, was einst als Comics begann, zur Deckung.

Radio …sterreich 1